Wer bereits mit den Planungsfunktionen von Business Central gearbeitet hat, weiß, dass pro Artikel zwangsläufig ein Wiederbeschaffungsverfahren definiert werden muss. In diesem Kontext fallen oft auch die Begriffe Bestellvorschlag, Bestellarbeitsblätter, Planungsvorschläge, Planungsarbeitsblätter. Je nach verwendeter NAV- oder Business Central-Version können die Begrifflichkeiten dabei variieren. In diesem Beitrag finden Sie alle relevanten Informationen mit weiterführenden Details und Praxistipps, um die passenden Optionen für Ihre Artikelstammdaten zu identifizieren. 

Was erwartet Sie in diesem Beitrag?


Ziel dieses Blogbeitrags ist die Erläuterung der verschiedenen Wiederbeschaffungsverfahren am Beispiel des Einkaufs. Für die Fertigung funktioniert die Planung mit diesen Verfahren analog zum Einkauf. Auf die sonstige Handhabung der Planung gehe ich bewusst nicht ein, dazu gibt es bereits schon entsprechende Blogbeiträge von Jeanine Hense (Bedarfsplanung in Business Central) und Tom Baldauf (Fertigung und Produktion in Business Central). Dort haben wir auch die Wiederbeschaffungsverfahren angeschnitten.

Planungsparameter BC

Planungsparameter in Business Central

 

Der Auftrag


Bei dem Wiederbeschaffungsverfahren "Auftrag" ist ein Verkaufsauftrag der direkte Bedarfsauslöser für die Beschaffung des Artikels. Ziel ist es, den Bedarf pünktlich und stückgenau zu decken. In der Regel ist eine Lagerhaltung über einen längeren Zeitraum für Artikel mit diesem Wiederbeschaffungsverfahren nicht vorhergesehen.

Empfohlen ist diese Variante für hochwertige Artikel, die eher selten und unregelmäßig verkauft werden. Idealerweise werden die Artikel so bestellt, dass sie just-in-time geliefert werden. Artikel mit diesem Wiederbeschaffungsverfahren lassen sich auch als Spezialauftrag oder als Direktlieferung verwenden. Aus diesem Grund erzeugt Business Central Reservierungen für die Artikel und verknüpft somit den Auftrag mit der zugehörigen Bestellung. 

 

Los-für-Los


Das Wiederbeschaffungsverfahren Los-für-Los funktioniert für die meisten Artikel gut. Über den gesamten Planungszeitraum werden mehrere Bedarfe innerhalb sogenannter Loskumulierungsperioden zusammengefasst. Liegt der Planungshorizont beispielsweise bei vier Wochen und eine Loskumulierungsperiode bei einer Woche, so werden die Bedarfe innerhalb der nächsten vier Wochen zu einer Bestellung pro Woche zusammengefasst.

Wählen Sie eine längere Loskumulierungsperiode, wenn für Sie große Lagerbestände kein Problem sind und Sie eher mit Großaufträgen arbeiten. Soll der durchschnittliche Lagerbestand niedriger sein und Sie eher viele kleinere Aufträge annehmen, sollten die Loskumulierungsperioden kürzer sein.

Bei der Bestellplanung berücksichtigt das System die hinterlegten Lieferzeiten der Artikel, sodass die benötigten Mengen rechtzeitig zur Verfügung stehen. Bei dem Wiederbeschaffungsverfahren Los-für-Los lässt sich pro Artikel definieren, ob der vorhandene Lagerbestand berücksichtigt werden soll oder nicht.

Das ist in den meisten Fällen sinnvoll, außer wenn der Lagerbestand beispielsweise nicht für den regulären Verkauf zur Verfügung stehen soll. Weitere Parameter sind für gute Ergebnisse nicht zwingend erforderlich. 

 

Auffüllen auf Maximalbestand


Das Wiederbeschaffungsverfahren „Auffüllen auf Maximalbestand“ berechnet die notwendige Bestellmenge, um den zwingend definierten Maximalbestand zu erreichen. In Kombination mit einem Minimalbestand wird immer eine konstante Verfügbarkeit sichergestellt.

Geeignet ist dieses Verfahren für Artikel mit verhältnismäßig hohen Frachtkosten oder wenn es Einschränkungen bei der Lagerhaltung gibt. Zusätzlich hat man die Möglichkeit, weitere Parameter wie die minimale oder die maximale Losgröße zu definieren, die bei der Wiederbeschaffung berücksichtigt werden.

Das Feld für den Minimalbestand heißt in den neueren Business Central Versionen Meldebestand. Grundsätzlich sollte der Minimalbestand bzw. Meldebestand so groß sein, dass die Menge ausreicht, um den durchschnittlichen Bedarf innerhalb der Wiederbeschaffungszeit zu decken.

Zusätzlich zum Meldebestand lässt sich ein Sicherheitsbestand definieren, der immer im Lager verfügbar sein soll, um Bedarfsschwankungen abzufangen. Die Verwendung des Wiederbeschaffungsverfahren „Auffüllen auf Maximalbestand“ eignet sich dementsprechend für Artikel mit stark schwankender Nachfrage. 

Feste Bestellmenge

Das Wiederbeschaffungsverfahren "Feste Bestellmenge" sollte immer in Verbindung mit einem Meldebestand verwendet werden. Wird im Planungszeitraum dieser Meldebestand erreicht bzw. unterschritten, so wird eine definierte Menge nachbestellt. Diese Menge muss zwingend im Feld Bestellmenge definiert sein, damit die Planung fehlerfrei funktioniert.

Sollte das System bei der Planung einen besonders großen Bedarf (größer als die Bestellmenge) errechnen, kann die vorgeschlagene Bestellmenge auch über der festen Bestellmenge liegen. Dieses Verfahren ist nicht empfohlen, wenn regelmäßig mit Reservierungen gearbeitet wird, da diese bei der Planung nicht berücksichtigt werden.

Dementsprechend könnte es passieren, dass zwar genug Bestand auf Lager ist, dieser aber aufgrund von Reservierungen nicht zur Verfügung steht, um reguläre Bedarfe zu decken.

ABC-Klassifizierung für Artikel zur Wahl des Wiederbeschaffungsverfahrens

Bei der Entscheidung für ein geeignetes Wiederbeschaffungsverfahren kann die ABC-Klassifizierung verwendet werden. Die Idee dahinter ist, Artikel mit geringerem Wert weniger stark zu kontrollieren als Artikel mit hohem Wert und dadurch den Aufwand zu reduzieren und somit Geld zu sparen. 

Artikel mit niedrigem Auftrags- und Bestandsvolumen aber hohem Wert zählen damit zu den A-Artikeln. Für diese Artikel bietet sich das Verfahren der Auftragsmenge an. B-Artikel werden regelmäßiger und in höheren Stückzahlen verkauft, liegen wertmäßig aber unter den A-Artikeln.  Hierfür liegt die Empfehlung bei dem Verfahren "Los-für-Los".

C-Artikel zählen zu den Massenartikeln, die in hohem Volumen gehandelt werden. Das einzelne Stück hat dabei jedoch einen eher geringen Wert. Diese Artikel sollten über die Verfahren "Feste Bestellmenge" oder "Auffüllen auf Maximalbestand" in der Planung berücksichtigt werden.

Setup-best-practise bc

https://docs.microsoft.com/en-us/dynamics365/business-central/setup-best-practices-reordering-policies



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Marius Lanz

Erstellt von Marius Lanz

Berater Projektkunden bei der Comsol Unternehmenslösungen AG

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